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Dienstag, 01. März 2016

Predigt zum Hauptfest 2016

geschrieben von 

Predigt beim Hauptfest am 31.01.2016 im Freisinger Dom von H.H. Abt Markus Eller von Scheyern

(L:1 Kor 12,31-13,13 Ev: Lk 4,21-30)
Liebe Sodalen der Marianischen Männerkongregation, liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

Wenn Sie an Ihre Schulzeit zurückdenken, dann sei ein­mal eine Frage erlaubt: Waren Sie in der Schule ein "Streber"? Die meisten werden wohl abwinken. Nein, ein Streber war ich nicht, aber Sie werden sich an Mit­schülerinnen oder Mitschüler erinnern, die diesen eher abwertenden Titel weg hatten, weil sie ehrgeizige Schü­ler waren oder weil sie einfach nur Erfolg beim Lernen und damit immer gute Noten hatten.    ­

In der Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther, da fordert er die Menschen auf nach den höheren Gnadengaben zu streben, also Streber zu werden oder zu sein. Es klingt fast so, als ob auch zu seiner Zeit ein Streber verpönt war, deshalb sagt er: Ich zeige euch noch einen anderen Weg, einen, der alles übersteigt.

Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wenn ich prophe­tisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste, wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts.

In der Schule und beim Lernen ist es oft so, dass sich Menschen fragen: Was bringt mir das? Warum soll ich das überhaupt lernen und was habe ich davon? Paulus gibt mit dem, was er da schreibt, ein Antwort auf diese Frage, die einfach und schwierig zugleich ist: Hätte ich die Liebe nicht, wäre ich nichts, Wenn ich die Liebe nicht hätte, brächte mir alles nichts. Anders ausgedrückt: Wenn ich liebe, dann habe ich selber am Meisten davon.

Wir alle haben die Schulzeit schon lange hinter uns, aber wir sind in die Schule des Lebens gegangen. Wir haben Erfahrungen gemacht und wir haben gelernt, ob wir wollten oder nicht. Wir haben gemerkt, dass wir Dinge anstreben und auch anstreben müssen, auch wenn wir nicht als Streber gelten wollen.

Vielleicht haben wir Zweifel an diesen Worten des Pau­lus, weil wir Enttäuschungen erlebt haben, vielleicht ha­ben wir aber auch eine leise Ahnung, von dem Paulus damit meint, oder wir können ihn gut verstehen.

Auch wenn dieser Text des Paulus bei Brautpaaren sehr beliebt ist, so ist er nicht für Hochzeiten geschrieben, sondern eher für den Alltag danach, nämlich wenn aus der Verliebtheit Liebe wird oder auch werden muss. Das, was Paulus aufzählt, was die Liebe alles kann oder können soll vom Gütig sein über nicht nachtragen bis zu dem, dass sie alles erträgt, alles glaubt, alles hofft und allem Stand hält, ist kein bloßes Glücksgefühl, sondern es ist eine durchaus anstrengende und anspruchsvoll Fä­higkeit, nämlich den eigen Standpunkt zu hinterfragen und einen Perspektivenwechsel vorzunehmen, einen an­deren Blick einzunehmen und damit den anderen Men­schen in den Blick zu nehmen.

Das ist es auch, was Jesus von den Menschen in seiner Heimat fordert. So geht er auch durch die Schule des Lebens und merkt, wie schnell aus Begeisterung Ableh­nung werden kann.  Jesus fordert von den Menschen sei­ner Heimat einen anderen Blickwinkel einzunehmen, er fordert über den eigenen Tellerrand des Glaubens hin­auszuschauen. Das bringt die Menschen so in Rage, dass sie ihn umbringen wollen.

Liebe, ist die Fähigkeit, anders hinzuschauen. Eine kurze Geschichte, die ich einmal entdeckt habe und die ich sehr gerne mag, verdeutlicht das:

Wie man lieben soll, habe ich von einem Bauern ge­lernt. Der saß mit anderen Bauern in einer Schenke und trank. Lange schwieg er, wie die anderen alle. Als aber sein Herz vom Wein bewegt war, sprach er seinen Nachbarn an: Sag du, liebst du mich oder liebst du mich nicht? Jener antwortete: Ich liebe dich sehr. Aber er sprach wieder: Du sagst, ich liebe dich und weißt doch gar nicht, was mir fehlt. Liebtest du mich in Wahrheit, du würdest es wissen. Der andere vermochte kein Wort zu erwidern, und auch der Bauer, der gefragt hatte, schwieg wieder wie zuvor. Ich aber verstand: Das ist die Liebe zu dem Men­schen, ihr Bedürfnis zu spüren und ihr Leid zu tra­gen.

Viele Menschen haben sich von einer solchen Liebe an­sprechen und auch anstecken lassen, zu schauen was dem andern fehlt, was sie brauchen. Heute am 31. Januar ist der Gedenktag des Heiligen Don Bosco, der seine Liebe zu den jungen Menschen entdeckt hat, weil er ihre Bedürfnisse erkannt hat, nämlich Aufmerksamkeit und Bildung. Im Tagesgebet seines Gedenktag heißt es fast genauso, wie wir heute schon gebetet haben: Gib auch uns die Liebe, die ihn erfüllt hat.

Heute bei diesem Gottesdienst dürfen wir aber auch noch auf einen anderen Menschen schauen, der für und in unserem Glauben wichtig ist. Dein Herz war der Liebe des Höchsten geweiht; du warst für die Bot­schaft des Engels bereit. Du sprachst: "Mir geschehe, wie du es gesagt. Dem Herrn will ich dienen ich bin seine Magd." So singen wir von und über Maria, weil auch in ihrem Leben diese Liebe eine große Rolle ge­spielt hat.

Wenn Maria ihr Herz der Liebe des Höchsten geweiht hat, dann ging es nicht einfach um ein Glücksgefühl, sondern es ging in ihrem Leben darum, zu fragen, wie kann ich mit meinem Leben dazu beitragen, dass diese " Liebe Gottes zu den Menschen kommt. Das ist eine an­spruchsvolle Frage und sie stellt auch Ansprüche an das Leben, bei Maria aber auch bei uns.

Was bringt mir das? Was habe ich davon? Das sind Fra­gen, mit denen wir Menschen unser Tun und Handeln fast immer bewerten, auch wenn wir es nicht offen aus­sprechen.

Warum werden Sie heute Sodalen der Marianischen Männerkongregation?

Warum sind Sie es vielleicht schon vor vielen Jahren geworden?

Was bringt es Ihnen?

Was haben Sie davon?

Vielleicht sind Sie in ihrem Lebensumfeld so auch schon gefragt worden oder Sie haben sich diese Frage selber gestellt. Was bringt es?

Es darf ihnen etwas bringen und es soll ihnen auch etwas bringen. Aber was?

Ich möchte so zusammenfassen. Ich denke, es geht bei einem solchen Schritt und bei einer solchen Entschei­dung nicht darum, dass Sie perfekte Menschen sind, und es geht schon gar nicht darum, dass sie bessere Men­schen sind, sondern sollte darum gehen, dass es in ihrem Leben manchmal nur ein bisschen anders ist.

Es geht nicht darum, dass Sie frömmere Menschen sind, sondern es geht darum, dass sie liebevolle Menschen sind. Das glaube ist, diese kleine Quäntchen, das im Le­ben vieles anderes erscheinen und tun lässt. Das Herz war der Liebe des Höchsten geweiht!

Was bringt mir das? Was habe ich davon? Liebe Soda­len, liebevolle Menschen sind meistens auch liebens­würdige Menschen. Liebenswürdig, dieses Wort dürfen wir uns auf der Zunge zergehen lassen. Wenn wir lie­benswürdige Menschen sind, dann haben wir selber am meisten davon.

So gilt auch an Ihrem Hauptfest, was Paulus geschrieben hat: Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, doch am größten unter ihnen ist die Liebe.

Sie soll Sie heute und alle Tage ihres Leben erfüllen.

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