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Sonntag, 05. Februar 2012

Predigt zum Hauptfest 2012

geschrieben von 
Festpredigt zum Hauptfest am Sonntag, 05.02.2012 im Freisinger Dom 

Von H. H. Pater Peter Linster, SJ, Zentralpräses der MMC München,

Liebe Schwestern und Brüder,
geschätzte Sodalen der Marianischen Männer Congregation!

Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, um an seiner Verheißung teilzuhaben. 

1 Kor 9, 23

Der Selige Pater Rupert Mayer hat sich lebenslang für das Evangelium eingesetzt. Aus der Botschaft Jesu heraus hat er sein Leben gestaltet. So erscheint es mir passend, zum Gedenktag des Sel. Pater Mayer diese Stelle aus dem 2 Brief des Timotheus als Vorgabe zu benützen: rief

„Ich beschwöre dich bei Gott und bei Christus Jesus, dem kommenden Richter der Lebenden und der Toten, bei seinem Erscheinen und bei seinem Reich: verkünde das Wort,

tritt dafür ein, ob man es hören will oder nicht; weise zurecht, tadle, ermahne, in unermüdlicher und geduldiger Belehrung. Denn es wird eine Zeit kommen, in der man die gesunde Lehre nicht erträgt, sondern sich nach eigenen Wünschen immer neue Lehrer sucht, die den Ohren schmeicheln; und man wird der Wahrheit nicht mehr Gehör schenken, sondern sich Fabeleien zuwenden. Du aber sei in allem nüchtern, ertrage das Leiden, verkünde das Evangelium, erfülle treu deinen Dienst!   2 Tim 4,1-4

Die Nationalsozialisten werden aufmerksam auf P. Rupert Mayer SJ 

Zu Beginn der 20 -iger Jahre des letzen Jahrhunderts war München eine Art Schmelztiegel für alle möglichen Leute, die es in die Städte zog, für gescheiterte Existenzen und politische Wirrköpfe, die mit der Weimarer Republik nichts anfangen konnten. In dieser Zeit beginnt P. Rupert Mayer die verschiedensten Veranstaltungen der politischen Parteien zu besuchen.

So auch eine Propagandaveranstaltung der „Hakenkreuzler“ im Münchener Bürgerbräukeller. Dort hat er 1923 erstmals Kontakt mit den späteren Machthabern. Diese sahen zunächst in dem populären Prediger und hoch dekorierten Kriegsveteranen einen Fürsprecher ihrer Sache. Als ihm einmal tumultartiger Applaus entgegenschlug, stellte er dezidiert fest: „Sie haben zu früh applaudiert, denn ich werde Ihnen nun klar sagen, dass ein deutscher Katholik niemals Nationalsozialist sein kann.“ Und er setzte sofort nach: „Grundfalsch ist, dass das Evangelium nur für die Germanen da ist.“

Am 9. November 1923 erlebte er den misslungenen Hitlerputsch. Ein pikantes Detail dazu: Zu seinem Silbernen Priesterjubiläum erhielt P. Mayer, damals eine der volkstümlichsten Priestergestalten, von Adolf Hitler ein persönliches Glückwunschschreiben. Über Adolf Hitler, den er in München schon früh als einen „Hysteriker reinsten Wassers“ bezeichnet hatte, sagte er einmal im kleinen Kreis: „Was wollt ihr denn mit dem Hitler, der Kerl kann ja nicht einmal reiten.“

Von Anfang an war Pater Mayers Direktheit den Nazis an ein Dorn im Auge. Im Jahre 1934 geht erstmals eine Beschwerde über ihn bei Hitler ein. In seinen systemkritischen Predigten wandte er sich gegen antikatholische Hetzkampagnen und bekämpfte die NS-Kirchenpolitik. Seine Predigten wurden von Polizei und Gestapo mitgeschrieben. Wer bei ihm seelsorglichen Rat suchte, wurde von Spitzeln überwacht. Nachdem er im Mai 1936 zunächst verwarnt worden war, wurde er im Frühjahr 1937 am 7. April mit einem „Redeverbot“ für das gesamte Reichsgebiet belegt.

Verhaftungen durch die Nationalsozialisten 

Dreimal insgesamt wurde P. Mayer verhaftet. Zur ersten Verhaftung kam es durch ein Sondergericht am 6. Juni 1937. Verurteilt wurde er wegen „Kanzelmissbrauch und „Verstoß gegen das Heimtückegesetz“, zu sechs Monaten auf Bewährung.

Doch P. Mayer ließ sich dadurch nicht aufhalten. Es folgte eine zweite Verhaftung am 5. Januar 1938. und P. Mayer wurde in das Gefängnis in Landsberg am Lech eingeliefert. Durch die am Anfang Mai erlassene „Österreich-Amnestie“ kam er jedoch bald wieder frei. Jedoch unter der Auflage, dass er fortan nicht mehr predigen durfte. Die dritte Verhaftung erfolgte am 3 November 1939 und zwar wegen des Verdachts konspirativer Kontakte zur Widerstandsgruppe „Monarchistische Bewegung“. Daraufhin folgte auf Anordnung des Reichsführers der SS Himmler am 23. Dezember seine Einweisung in das KZ Sachenhausen-Oranienburg.

„Im goldenen Käfig im Kloster Ettal“

Die Monate des Isolationshaft bewirkten eine rapide Verschlechterung seines Gesundheitszustandes. Er magerte auf 50 Kilo ab. Weil die Nazis nun befürchteten, einen Märtyrer zu schaffen, wurde Mayer in einer mit dem Münchener Ordinariat ausgehandelten Nacht- und Nebelaktion von der Gestapo ins Benediktinerkloster Ettal in Oberbayern gebracht. Von 8. August 1940 bis zum Kriegsende am 6. Mai 1945 lebte er hier unter Hausarrest. Für den Seelsorger war „dieser goldene Käfig“ das Schlimmste, was ihm passieren konnte. Er sagte: „Seitdem bin ich lebend ein Toter, ja dieser Tod ist für mich, der ich noch voll Leben bin, viel schlimmer als der wirkliche Tod, auf den ich schon so oft gefasst war.“

Befreiung durch die Amerikaner 

Unmittelbar nach dem Einmarsch der VII. US-Armee in Ettal kehrt P. Mayer am 11. Mai 1945 nach München zurück. Ende Mai hielt er die erste große Predigt und rief dabei zum Frieden auf. Mit dem alten Eifer stürzte er sich wieder in seine Arbeit. Zwei kleinere Schlaganfälle im Juli und September zeigten freilich seine Grenzen auf. Anfang Oktober trat er als Präses der Männerkongregation zurück. An Allerheiligen schließlich fand sein Leben ein Ende. München hatte seinen „15. Nothelfer“ verloren. P. Mayer wurde am 4. November 1945 auf dem Ordenfriedhof in Pullach (südlich von München) begraben.

Sein Grab wurde zu einem Wallfahrtsort und schon bald kam der Gedanke auf, es nach München zu verlegen. St. Michael war im Mai 1948 noch zerstört, deswegen fand er in der Unterkirche der Bürgersaalkirche seine letzte Ruhestätte. Die „Heimholung“ von Pullach geriet zum Triumphzug durch München. Tausende von Betern säumten den Weg.

P. Mayers Eintreten für die Wahrheit - Zeugnis geben 

»Ich erkläre, dass ich im Falle meiner Freilassung trotz des gegen mich verhängten Redeverbotes nach wie vor, sowohl in den Kirchen Münchens als auch im übrigen Bayern, aus grundsätzlichen Erwägungen heraus, predigen werde. Ich erkläre insbesondere, dass ich auch in Zukunft von der Kanzel herab in der bisherigen Form die Kirche gegen etwaige Angriffe mit aller Entschiedenheit und Offenheit und Schärfe, aber ohne persönlichen Angriff verteidigen werde. Ich werde auch weiterhin in der von mir bisher geübten Art und Weise predigen, selbst dann, wenn die staatlichen Behörden, die Polizei und die Gerichte, meine Kanzelreden als strafbare Handlungen und als Kanzelmissbrauch bewerten sollten. Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben Rupert Mayer SJ.«

Anders als sein Mitbruder P Alfred Delp, der wegen seiner angeblichen Zugehörigkeit zu den Attentätern des 20. Juli (um Claus Graf von Stauffenberg) am 2. Februar 1945 hingerichtet wurde, war Pater Rupert Mayer kein großer Intellektueller. Seine Lebensaufgabe hat er selber so umschrieben: Wir müssen zu den Leuten gehen und nicht warten, bis sie zu einem kommen.

P. Mayer war ein leidenschaftlicher Seelsorger, Organisator und wortgewaltiger Prediger, wahrheitsgetrieben und kompromisslos: „Er drechselte der christlichen Wahrheit nicht ihre Ecken und Kanten weg“, schreibt sein Biograph Roman Bleistein SJ, „und erhob sich nicht in metaphysische Feingeistigkeit, die am Ende gefahrlos ist. Er hatte eine Wahrheit des Glaubens - sie war nicht die seine -, und diese sagte er männlich, geradeheraus, unerschrocken.“

Sein erster Verteidiger, Dr. Joseph Warmuth charakterisierte einmal sein Wesen so: „Er kann nicht mit Platzpatronen schießen, wo Bomben geworfen werden.“

Lassen wir zuletzt im Rückblick noch den Primizprediger, des Seligen P. Rupert Mayer, nämlich Dr. Richard Wahl , zu Wort kommen. Er sagt bei deer ersten Heiligen Messe von P. Mayer:

„Mögen Sie am Ende Ihres Lebens sagen können: Durch meine Schuld ist niemand verloren gegangen. Ich habe mich der Armen und Verlassenen mit besonderer Liebe angenommen. Ich habe die Kinder, die Lieblinge Gottes, in der Schule und in der Kirche stets mit Gewissenhaftigkeit unterrichtet. Ich habe zu den Kranken meine Schritte gelenkt, so oft ich konnte. Es war mir dabei kein Weg zu weit und keine Stunde zu unbequem bei Tag und bei Nacht. Ich habe die Gnaden ausgespendet, die mir anvertraut waren. Ich habe nie gebunden, wo ich lossprechen durfte. Ich habe nie los gesprochen, wo ich binden sollte.“

Diese fast prophetischen Worte hat P. Mayer in seinem Leben wahr gemacht. Wir aber können wir von ihm lernen:

1. Das Leben dankbar annehmen als ein Geschenk. Ganz gleich ob wir als Single leben oder verheiratet sind, oder als Priester oder Ordensschwester.

2. Sich in glücklichen Tagen freuen und diese Freude mit anderen teilen.

3. Sich in schweren Zeiten nicht der Mutlosigkeit überlassen, sondern an andere denken,

die es noch schwerer haben.

5. Sich täglich Zeit zum Beten nehmen. Denn das Gebet ist niemals verlorene Zeit.

6. Sich bewusst werden, dass unser irdisches Leben nur eine große Vorbereitung ist

für das ewige Leben, welches beginnt, wenn wir sterben.  

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