Marianische Männerkongregation

Freising

Dienstag, 17. November 2015

Vorwort des Präses für den Rundbrief 2016

geschrieben von  Stephan Rauscher

Unter dem großen Schlagwort „Kirche & Familie“ stand in diesem Jahr zum zweiten Mal die in Rom tagende Weltbischofsynode. Zeitungen und auch andere Medien griffen dieses Ereignis auf. In unzähligen Kommentaren und Beiträgen wurde dabei in der Öffentlichkeit mehr der Focus auf einige sogenannte „Heiße Eisen“gelegt, wie beispielsweise auf den Umgang der Kirche mit Geschiedenen Wiederverheirateten. Sicherlich gäbe es dazu noch vieles zu sagen und zu ergänzen, doch möchte ich hier das eigentliche Thema „Familie“ aufgreifen und eine Sichtweise in Erinnerung rufen, die uns vielleicht exemplarisch zeigen kann, was unsere Kirche eigentlich vermitteln will - fernab von medial gesteuerten Meinungen.

Vielleicht kennen sie diese Bilder auch. Vor Kurzem sah ich eines auf einem Flohmarkt. Bekannt sind sie mir aus meiner frühen Kindheit. In den Schlafzimmern meiner Großeltern hingen sie über den Betten. Ich spreche von den alten - für manche zu kitschigen - Nazarenerbildern. Gerne zeigen sie die Heilige Familie: Das kleine Jesuskind, behütet in den Armen der Muttergottes neben Josef, der entweder in Ruhe seiner Arbeit nachging oder schützend hinter seiner Familie stand.

Ein friedliches und für manche wohl unrealistisches Bild.

Ich möchte nicht über einen künstlerischen Wert oder Kunstgeschmack diskutieren, geschweige denn, ob diese Darstellungen ein realistisches Familienbild unserer oder der damaligen Zeit zum Ausdruck bringen. Denn genau dies war wohl nie ihre Absicht.

Nicht um Realismus, sondern um ein Ideal ging es!

Zwischen Sorgen, Nöten und Problemen, zwischen Streitigkeiten und Zerrüttung braucht der Mensch ein Ideal, eine Richtschnur!

Die Kirche will nicht verurteilen, wenn sie den Finger in manche Wunden unserer Gegenwart legt. Aufgabe der Kirche ist es vielmehr, den Menschen immer wieder ein Ideal mitzugeben, das aufleuchtet und dem es gilt nachzueifern.

Sie traut uns was zu!

Natürlich gibt es Scheitern und Versagen in unserem Leben. Dort wo Menschen existieren, miteinander leben, gibt es selbstverständlich auch Schuld, Missverständnis und leider oft Egoismus.

Aber gerade der christliche Glaube gibt Hoffnung, wenn er uns zuruft: Der Mensch kann auch anders; er ist mehr! Er ist ein Abbild Gottes!

So war es immer der Antrieb und die Kraft der Christen, nicht beim Versagen stehen zu bleiben, sondern wieder aufzustehen und neu zu beginnen; aus dem Wissen heraus:

Gott liebt mich! Er traut mir was zu!

Wenn die Kirche auch in unseren Tagen an ihrem traditionellen Familienbild festhält, dann doch nicht, um mit tadelndem Finger auf gescheiterte Familien zu zeigen, sondern um uns auch heute ein Ideal mit auf den Weg zu geben, um zu zeigen, wie fundamental wichtig für unsere Gesellschaft Familie ist!

Keine Frage, es braucht Wege, Menschen in schwierigen, ja gescheiterten Situationen nicht allein zu lassen - noch weniger zu verurteilen -, sondern zu begleiten, mitzutragen und Hilfen anzubieten. Die Kirche hat sich immer darum bemüht und versucht auch heute zeitgemäße Wege zu finden! - auch wenn positive Beispiele leider zu wenig in den Medien Erwähnung finden.

Ebenso elemantar bleibt es aber auch, unsere Familien zu stärken!

Das Bild der Heiligen Familie - ob im Nazarener oder einem anderen Stil - wollte und will uns die tragenden Werte einer christlichen Familie vor Augen führen: Geborgenheit, Zusammenhalt, Sicherheit; Menschen, die bedingungslos lieben und sich vertrauen, eine Gemeinschaft, die aus gegenseitiger Zuneigung Kraft für das Leben schöpft.

In einer Gesellschaft, die einen intensiven Umbruch erlebt, wie die unsere, brauchen Menschen meiner Meinung nach gerade heute einen solchen geschützten Raum, in dem sie Schutz, ehrliche Liebe, ja eben diese familiären Werte erfahren.

Dass Familie in diesem Sinne auch heute noch funktionieren kann, dass sie nicht nur ein verstaubtes Ideal aus vergangenen Tagen ist, dafür steht und wirbt die Kirche.  

Als überzeugte Christen, die auf die Kraft und Nähe unseres Gottes vertrauen, bleibt es unsere Aufgabe, für diese fundamentalen Werte einzustehen.

Aus dem tiefen Glauben heraus,

dass der Allmächtige unser Tun und Bemühen mit seiner Liebe begleitet

vertraue ich Sie und Ihre Lieben auch im neuen Jahr

der mächtigen Fürsprache unserer Himmlischen Mutter an!

Ihr Präses

Stephan Rauscher