Zur Geschichte und Bedeutung marianischer Feste und Gedenktage im Kirchenjahr
Einleitung
Die Marienfeste und marianischen Gedenktage im Jahreslauf, sind Ausdruck einer liebenden und dankbaren Hochschätzung, die die Kirche der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria entgegenbringt. Die Entstehungsgeschichte dieser Fest- und Gedenktage spiegelt Frömmigkeits- und Theologiegeschichte der einzelnen Epochen wieder, die zum großen spirituellen Reichtum unserer Kirche gehören.
Wurden auch mit der nachkonziliaren Liturgiereform die Anzahl der marianischen Gedächtnisse leicht reduziert, so gibt es doch auch nach der Neuordnung des liturgischen Kalendariums von 1969 noch eine beträchtliche Zahl marianischer Gedächtnisse von unterschiedlicher Bedeutung und Rangstufe.
In der Liturgie gibt es generell folgende Rangstufen für Fest- und Gedenktage:
Erstens: Die Hochfeste (mit Gloria und Credo),
zweitens: die Feste (mit Gloria und ohne Credo),
drittens: die gebotenen Gedenktage (ohne Gloria und Credo), die liturgisch bei der Feier der heiligen Messe und beim Stundengebet gefeiert werden müssen,
viertens: die nichtgebotenen Gedenktage (ebenfalls ohne Gloria und Credo), deren Berücksichtigung dem Ermessen des Zelebranten bzw. des Kirchenrektors freigestellt ist.
Die Hochfeste und Feste in der Reihenfolge des Kirchenjahres, anschließend die Gedenktage.
In diesem Zusammenhang sei bereits jetzt darauf hingewiesen, daß „Maria Lichtmeß" und „Maria Verkündigung" nach der Liturgiereform in erster Linie als Herrenfeste zu werten sind, was auch die neuen Festbezeichnungen zum Ausdruck bringen: „Darstellung des Herrn" und „Verkündigung des Herrn".
HOCHFESTE UND FESTE
8. Dezember:
„Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria"
Am 8. Dezember 1854 Dogmatisierung des Festinhaltes durch Pius IX.: „Maria ist vom ersten Augenblick ihrer Existenz im Schoße ihrer Mutter Anna „durch ein einzigartiges Gnadenprivileg des allmächtigen Gottes im Hinblick auf die Verdienste Christi, des Erlösers des Menschengeschlechtes, von jedem Makel der Erbschuld unversehrt bewahrt worden." Nach 1863 von Leo XIII. zum Hochfest erhoben.
„Unbefleckte Empfängnis" hat also nicht, wie ein weltverbreitetes Mißverständnis meint, mit der Jungfräulichkeit der Gottesmutter zu tun, sondern mit ihrer Bewahrung vor der Macht des Bösen und damit vor der Erbschuld und jeder persönlichen Schuld und Schuldverfallenheit, die ihr von ihrem göttlichen Sohn sozusagen schon im voraus geschenkt wurde.
1. Januar:
Hochfest „Gottesmutter Maria"
Ältestes römisches Mariengedächtnis mit byzantinischen Vorläufern; im 13. Jh. durch das aus Spanien und Gallien kommende Fest „Beschneidung des Herrn" verdrängt; 1969 anstelle dieses Festes im Rückgriff auf die altrömische Liturgiepraxis wieder neu eingeführt.
1. Mai:
Hochfest „Maria, Schutzfrau Bayerns"
1916 auf Bitten König Ludwig III. von Papst Benedikt XV. aufgrund einer langen Tradition der Verehrung der „Patrons Bavariae" als Eigenfeier für die bayerischen Diözesen gestattet.
In den bayerischen Diözesen wird der 1. Mai, eigentlich der Gedenktag „HI. Josef, der Arbeiter" als Marienfest gefeiert. Dieser Tag gehört zu den „Eigenfeiern" der jeweiligen Diözesen und ist auf diese beschränkt.
2. Juli:
Fest „Mariä Heimsuchung"
Seit 1263 als Ordensfest der Franziskaner zum Gedenken an den Besuch Mariens bei ihrer Verwandten Elisabeth begangen; 1389 von Bonifaz IX. bestätigt und von Pius V. auf die ganze Kirche ausgeweitet.
15. August:
Hochfest „Mariä Aufnahme in den Himmel"
Vorläufer des Festes Mitte des 5. Jhs. in Jerusalem, dann Mitte des 7. Jhs. in Rom. Im Gregorianischen Sakramentar unter dem Festtitel „Aufnahme der heiligen Maria"
enthalten. Dogmatisierung des Festinhaltes durch Pius XII. am 1. November 1950:
Exkurs: Kräuterweihe
Die Kirche suchte das tiefverwurzelte Brauchtum zu verchristlichen, indem sie in ihren Gebeten die Wirkung der Kräuter auf Gott und die Fürsprache der Gottesmutter und der Heiligen zurückführte.
Schon im 10. Jh. lassen sich in Deutschland entsprechende Weiheformulare nachweisen.
Daß man diese Kräuterweihe auf das Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel legte, könnte mit dem Umstand zusammenhängen, daß viele Kräuter wie auch die Ähren verschiedener Getreidearten, die man im „Würzwisch", wie es hieß, zusammenfügte, erst im Monat August zur vollen Reife kamen.
B. September: Fest „Mariä Geburt"
Diese Festfeier geht wahrscheinlich auf ein Weihefest der heutigen Annakirche in Jerusalem zurück, die im 5. Jh. am angeblichen Ort des Geburtshauses Mariens erbaut worden war.
MARIANISCHE GEDENKTAGE
11. Februar: Gedenktag (g) Unserer Lieben Frau von Lourdes
Es geht auf die achtzehn Erscheinungen zurück, die dem Mädchen Bernadette Soubirous vom 11. Februar bis 16. Juli 1858 zuteil wurden. Dabei gab sich Maria als „Immaculata Conceptio", als „Unbefleckte Empfängnis" zu erkennen.
13. Mai der Gedenktag (g) „Unsere Liebe Frau von Fatima
Von Papst Johannes Paul II. - in Dankbarkeit für das überlebte Attentat - neu eingeführt.
16.Juni. Gedenktag (G) „Unbeflecktes Herz Mariä"
Seit 1646 wird im Zuge der Herz-Jesu-Verehrung in Frankreich auch die HerzMariä-Verehrung sehr gefördert. Seit 1646 verbreitet sich die Feier in Frankreich und wird Anfang des 19. Jhs. von Pius VII. bestätigt.
16. Juli: Gedenktag (g) „Unserer Lieben Frau auf dem Berge Karmel"
Dieser Gedenktag, auch kurz „Skapulierfest" genannt, geht auf ein Ordensfest der Karmeliten zurück, die ursprünglich aus einer Eremitengruppe auf dem Berg Karmel entstanden sind und sich später in ganz Europa verbreitet haben.
22. August: Gedenktag (G) „Maria Königin"
Aus partikulären, das heißt in verschiedenen Diözesen begangenen Festfeiern des 19. Jhs. entstanden, schrieb es Plus XII. zum Abschluß des „Marianischen Jahres" am 1. November 1954 für die ganze Kirche vor. Die Neuordnung verlegte es auf den (ehemaligen) Oktavtag von „Maria Himmelfahrt".
12. September: Gedenktag (g) „Mariä Namen"
Dieses „Namensfest" hat seinen Ursprung in Spanien, wo es im 16. Jh. bekannt ist.
15. September: Gedächtnis (G) der Schmerzen Mariens
Die Wurzeln dieses auch volkstümlich bedeutsamen Gedenktages liegen in der besonderen Verehrung der „Mater dolorosa", der „Schmerzhaften Mutter" im Mittelalter.
7. Oktober: Gedenktag (G) „Unsere Lieben Frau vom Rosenkranz"
Zur Vorgeschichte des „Rosenkranzfestes" gehört die weite Verbreitung des Rosenkranzgebetes und der Rosenkranzbruderschaften im 15./16. Jh.
Bereits für 1547 ist ein Rosenkranzfest in Spanien bezeugt.
21. November: Gedenktag (G) „Unsere Lieben Frau von Jerusalem"
Den Anstoß zu diesem Fest gab wohl das Weihefest der Kirche Santa Maria Nova zu Jerusalem am 21. November 543.
Später wurde daraus ein „Gedächtnis der Darstellung der seligen Jungfrau Maria", wie der Name noch im neuen Missale Romanum lautet.
Sonstige Feste und Gedenktage
In der klassischen römischen Liturgie werden zwei besondere Tage im Jahreslauf als Marienfeste angesehen und gefeiert. Mit der Neuordnung der Liturgie wurden beide Tage als „Herrenfeste" eingeordnet...
2. Februar: „Darstellung des Herrn" 1 „Mariä Lichtmeß"
Um die Mitte des 5. Jhs. erscheint dieser Tag als „Fest der Begegnung" mit Lichterprozession.
Lichterweihe und Lichterprozession führten zu der deutschen Bezeichnung „Lichtmeß" oder eben auch „Mariä Lichtmeß.
25. März: „Verkündigung des Herrn" 1 „Mariä Verkündigung"
Am 25. März, neun Monate vor Weihnachten, ist im Osten für die Mitte des 6. Jhs., im Westen für das 7. Jh. eine Festfeier bezeugt.
Im Hinblick auf die heilsgeschichtliche Bedeutung seines Festgegenstandes bevorzugt der Generalkalender den Namen „Verkündigung des Herrn" statt des bisherigen „Mariä Verkündigung",
Marienmonate Mai und Oktober
Schon im Mittelalter gibt es besondere marianische Andachtsformen im Monat Mai.
Den gesamten Monat Mai durch tägliche oder häufige Gebete der Gottesmutter zu weihen, ist das Ergebnis einer längeren Entwicklung, die im 17. Jh. einsetzt und in der Mitte des 19. Jhs. mit der Ausbildung unserer heutigen Maiandachten zum Abschluß kommt.
Von einem „Rosenkranzmonat" spricht erstmals Papst Leo XIII., der insgesamt 16 Enzykliken und Apostolische Schreiben über das Rosenkranzgebet veröffentlichte und 1883 anordnete, im Oktober täglich in allen Pfarrkirchen den Rosenkranz zu beten. Dies geschah aufgrund des Gedenktags der „Rosenkranzkönigin" am 7. Oktober und gibt bis heute dem Monat Oktober sein marianisches Gepräge.