Liebe Mitsodalen,
seit meiner Ministrantenzeit begleitet mich auf meinem Glaubensweg ein Altarbild der Wallfahrtskirche Maria Beinberg und fasziniert mich bis auf den heutigen Tag immer wieder von neuem. Es befindet sich im linken Seitenaltar der Kirche. Dargestellt und vom Maler künstlerisch interpretiert wird darauf die Flucht nach Ägypten. Während im Hintergrund des Bildes der Kindermord von Bethlehem auf grausame Weise zu sehen ist, schreitet im Vordergrund Maria, wie eine englische Dame dargestellt, in aller Gelassenheit voran, begleitet von Josef, ihrem Mann, und einem Esel, der sichtlich träge neben ihnen her trottet. Mit lächelndem Gesicht schaut die Gottesmutter auf das Jesuskind, das sie in ihren Armen wiegt. Von der gefährlichen, ja prekären und beängstigenden Situation, in der sich die Heilige Familie auf ihrer Flucht ja eigentlich befindet, ist nichts zu spüren.
Mein damaliger Heimatpfarrer Pater Waldemar erzählte bei Kirchenführungen gerne, dass er dieses Bild anfangs gerne aus der Kirche entfernt hätte, denn er selbst kam als vertriebener und geflüchteter Afrika-Missionar auf den Beinberg, um einem kranken Mitbruder für einige Wochen auszuhelfen. Aus der mehrwöchigen Aushilfe wurden mehr als zwei Jahrzehnte.
Seine ersten Gedanken zu dem Bild fasste er immer mit den Worten zusammen: „Der gute Maler beherrschte zwar sein künstlerisches Handwerk, aber von Flucht hat er absolut keine Ahnung!“
Je öfter er dieses Bild aber über die Jahre betrachtete – so erzählte er gerne weiter – desto mehr erkannte er die Botschaft dieses Bildes:
Der Maler hatte nicht die Intention eine möglichst realistische Szene einer Flucht darzustellen, sondern das tiefe Gottvertrauen der Jungfrau und Gottesmutter Maria!
Diese Worte im Blick auf das Bild wirken in mir bis heute nach.
Maria kann trotz allem, was das Leben an Sorgen, Gefahren und Widrigkeiten für sie bereithält, gelassen, mit Zuversicht und voll Vertrauen in ihrem Leben dahinschreiten, denn sie hält Gott im Arm, mehr noch, sie trägt ihn im Herzen! Die Worte, die Theresia von Avila in einem Gebet einmal formuliert, finden hier Ausdruck: „Nichts soll dich beunruhigen, nichts dich ängstigen: Wer Gott hat, der hat alles. Gott allein genügt.“
Gerade für uns Sodalen der Marianischen Männerkongregation, die wir uns der Gottesmutter anvertraut haben und von ihrem Vorbild lernen wollen, fasst dieses Bild die Botschaft ihres Lebens an uns zusammen: Lasst euch in eurem Glauben und Hoffen nicht verwirren! Geht gelassen und Zuversichtlich in die Zukunft! Werdet „Gottesträger“ in unserer Zeit! Denn wer an der Hand Gottes geht, ihn im Herzen trägt, der weiß sich in jeder Situation des Lebens – mag sie uns auch noch so sehr an unsere Grenzen bringen, ja sogar am Glauben zweifeln lassen – aufgefangen von seiner unendlichen Liebe!
Im Blick auf dieses Vorbild unserer himmlischen Mutter lasst uns frohen Mutes und mit ehrlichem Vertrauen auf Gottes Fürsorge und Liebe auch in unserem Leben hineingehen in ein neues Jahr.
So wünsche ich euch allen Gottes Gnade und Segen für das Jahr 2020!
Im Gebet verbunden,
Euer Präses
Pfarrer Stephan Rauscher