Marianische Männerkongregation

Freising

Freitag, 09. Dezember 2022

Vorwort auf 2023 Empfehlung

geschrieben von  Stephan Rauscher

Jahrelang war der Weihnachtsstern mit seiner satten roten Farbe und seiner großblättrigen Blütenpracht meine Weihnachtslieblingsblume Nummer eins. Noch immer finde ich ihn wunderschön und freue mich, wenn er Kirchen, Altäre und auch Weihnachtszimmer festlich schmückt. Seit ich aber seit einigen Jahren jedes Jahr selbst versuche, im Haus an der Krippe ein paar Weihnachtssterne zu dekorieren und zu pflegen, musste ich schnell merken, wie empfindlich Weihnachtssterne sind und wie schnell ihre Pracht auch verwelken kann. Denn beispielsweise Zugluft oder Kälte mögen sie gar nicht. Vielleicht habe ich einfach kein Händchen für Blumen :-), aber auch viele Mesnerinnen und meine persönliche Blumenfachfrau (die ich in solchen Fragen gerne konsultiere) konnten mir meine Beobachtungen bestätigen.

So lernte ich in den vergangenen Jahren eine neue, mir bisher nicht aufgefallene Weihnachtsblume kennen: die Christrose.

Sie ist unempfindlicher, kältebeständig, überlebt sogar Frost und hat eine einfache, schlichte und doch berührende Schönheit - wie ich finde.

Wenn auch meine Überschrift ein wenig plakativ erscheinen mag, so will ich diese beiden Blumen gar nicht miteinander ausspielen (oder gar in den Ring schicken), denn beide haben ihren Wert und ihre ganz eigene Schönheit. Als ich aber im vergangenen Jahr einen persönlich stillen Moment in einer unserer Kirchen erleben durfte, da vielen mir die Gegensätze dieser beiden Blumen auf und ihre Botschaft für uns.

Wie vergänglich ist doch die Pracht des Lebens. Wie schnell verliert scheinbar Wichtiges an Bedeutung. Wie verletzlich ist die Gabe des Frieden. Wie schnell verwelkt im Leben was sich uns groß und wichtig präsentiert und darstellt. 

Wir dürfen, können und sollen die Schönheit des Lebens genießen. Aber täglich erfahren wir auch wie brüchig alles sein kann. Alles ist vergänglich, leider auch menschliche Freundschaft, Liebe und Vertrauen. - Diese Gedanken kamen mir als ich einen Weihnachtsstern in den letzten Zügen betrachtete. 

Gleichzeitig viel mein Blick auf die Christrose vor einer Krippe. Zurecht trägt diese Blume diesen Namen. Nicht zufällig blüht sie wohl gerade in der kalten Jahreszeit auf, wenn alles andere draußen verblüht, und erfreut uns mit ihrer schlichten Eleganz am Weihnachtsfest. 

Ist Weihnachten nicht genau die Zusage, dass Gottes Liebe in die Kälte dieser Welt aufgeblüht ist und immer neu aufblüht, wo Menschen auf ihn vertrauen? Ist er nicht gerade deswegen Mensch geworden, um den Frost zwischen Menschen und die oft erdrückende Dunkelheit, die wir uns gegenseitig zumuten, aufzubrechen?

Wenn wir auf die dunklen Stunden des vergangenen Jahres schauen, sind es nicht nur die großen politischen Ereignisse, die uns ängstigen, sondern oft erleben wir Dunkelheiten doch auch im kleinen persönlichen Alltag, wenn wir uns gegenseitig verletzen, missverstehen und kategorisieren. All zu oft klammern wir uns doch nur an vergängliche Schönheit, die sich am Ende als Strohalm erweist. Wir Menschen schaffen es nicht alleine diese Dunkelheiten zu überwinden.

Einer aber schafft es doch!

Darum feiern wir auch dieses Jahr von neuem die tröstliche Botschaft vom neugeboren Kind in Bethlehem - vom menschgewordenen Sohn Gottes. 

Wo Menschen wirklich beginnen auf ihn zu vertrauen, da blüht wirkliche Liebe auf, manchmal unscheinbar und verborgen, aber Sie blüht! Wo Menschen sich von seiner Botschaft berühren und anstecken lassen, da ändert sich doch ein Blick, dort öffnen sich doch Herzentüren und etwas Neues beginnt!

Maria hat mit Ihrem Ja zu Gott neu begonnen. Sie hat vertraut. Nur so konnte das Licht Gottes in der Welt zu leuchten beginnen und seine Liebe aufstrahlen bis in unsere Tage.

Für jedes Gebet, das Sie im vergangene Jahr im Vertrauen auf die Gottesmutter für sich und für andere gebetet haben, für jedes liebevolle Miteinder und jedes leidenschaftliche Engagement in unserer MMC von ganzen Herzen „Vergelt’s Gott“! So haben sie mitgeholfen, das seine unendliche Liebe auch heute unter uns aufblühen konnte.

Auch für das neue Jahr wünsche ich Ihnen und uns allen, dass seine Liebe mehr und mehr die Dunkelheiten unserer Tage durchbricht und unser Leben täglich neu in der Zuversicht, die nur seine Nähe schenken kann, aufblühen wird.

Wenn auch manchmal im Augenblick scheinbar verborgen, sie ist da - beständig, verlässlich, auch heute - seine Liebe blüht!

Ihr Präses
Dekan Stephan Rauscher