Marianische Männerkongregation

Freising

Montag, 13. März 2023

Predigt zum Hauptfest 2023 Empfehlung

geschrieben von  Generalvikar Christoph Klingan

Predigt am 5. Sonntag im JK (A), 05.02.2023, Hauptfest der MMC Freising

Liebe Sodalen,

liebe Schwestern und Brüder!

„Energiesparen“ ist ein hochaktuelles Thema.

Nicht nur, aber auch in unseren Kirchen wurden die Heizungen zuletzt vielfach zurückgedreht.

Mancherorts ist es so frisch, dass die Leute richtig frieren, habe ich mir sagen lassen.

Aber gottlob ist, zumindest nach meiner Kenntnis, bisher noch niemand in einer Kirche festgefroren.

Auch haben sich noch keine Klimaaktivisten an Kirchenbänken festgeklebt.

Neben dem Weniger Heizen ist der zurückhaltende Umgang mit dem elektrischen Licht eine konkrete Maßnahme, die von nicht wenigen daheim in den eigenen vier Wänden umgesetzt wird, LEDs inklusive. Aber auch in Geschäften und, was die Außenbeleuchtung betrifft, bei Kirchen und anderen öffentlichen Gebäuden wird auf diese Weise Strom gespart.

In unseren Gotteshäusern haben wir immerhin mit den Kerzen eine Lichtquelle, die, aus gutem Grund, von allen Sparmaßnahmen ziemlich unberührt bleibt.

In zahlreichen Kirchen sind es v.a. die Opferlichter an Marienaltären, die tagein tagaus in großer Zahl entzündet werden.

Ihre Flammen bringen auch Licht und Wärme.

Wobei das natürlich nicht der eigentliche Beweggrund für Aufstellen ist, wie wir alle wissen.

Vielmehr sind sie Zeichen, ja Ausdruck von Hoffnungen, von Dank, von Vertrauen und Glauben – mit der Fürsprache Marias bei ihrem Sohn Jesus Christus kann sich vieles zum Guten wenden.

Sie stehen für mütterliche Liebe und Zuwendung, für Warmherzigkeit, nach der sich viele Menschen gerade auch in unsicheren Zeiten sehnen – bei Maria finden sie sie.

Maria ist insofern eine echte Lichtbringerin – und das das ganze Jahr über.

Anders als es ein traditioneller Spruch sagt, der lautet:

Sankt "Martin zünd' Licht an; Maria bläst's wieder aus."

Das spielt darauf an, dass vom Martinstag im November bis zu Lichtmess am 2. Februar besonders viele Kerzen brennen, Stichwort Advents- und Weihnachtszeit.

Nach Lichtmess, jetzt, wo auch die Tage in der Natur wieder länger und heller werden, seien sie dann nicht mehr so gefragt.

Für die Marienaltäre und das nicht nur an Wallfahrtsorten wie Altötting trifft das aber nicht zu. Da brennen die Lichter in großer Zahl das ganze Jahr über.

Selber habe ich erst vor einigen Tagen diese Erfahrung wieder in einer großen Münchner Kirche gemacht: Ein Lichtermeer vor der Marienstatue.

Und das ist schon bemerkenswert. Schließlich hat die Kirche als Gemeinschaft in unseren Breiten zuletzt doch schon einiges an Strahlkraft eingebüßt, diesem Eindruck kann man sich aktuell kaum erwehren.

Viele Angebote, die sonntägliche Gottesdienstfeier als Herzstück eingeschlossen, sind nicht mehr so gefragt wie in früheren Jahren.

Maria sorgt jedenfalls dafür, dass unzählige Lichter brennen, auch über den Lichtmesstag hinaus.

Und das hat ohne Zweifel wesentlich mit ihrer persönlichen Strahlkraft zu tun, mit dem Licht, das sie in die Welt gebracht hat. Sie steht für Hoffnung, für Vertrauen, für Beschenktwerden.

Diese ihre Strahlkraft kommt dabei nicht von „glänzenden Reden“ oder „gelehrter Weisheit“, um die Worte des Apostels Paulus, die er auf sich bezieht, in der zweiten Lesung aufzugreifen.

Vielmehr kommt dieses Licht bei Maria von ihrem „einfachen“ Glauben und Gottvertrauen, ja im Letzten von ihrer so lebendigen Beziehung zu Jesus Christus, dem Licht der Welt.

Denn ihr Sohn wurde auch zum Mittelpunkt, zur Lichtquelle ihres Lebens.

Wie es in dem altbekannten Marienlied „Sagt an, wer ist doch diese“ in einer Strophe so schön formuliert ist:

Du strahlst im Glanz der Sonne
Maria, hell und rein;
von deinem lieben Sohne
kommt all das Leuchten dein
.”

Maria zeigt uns, wie viel Glaube, wieviel Hoffnung, wieviel Liebe möglich ist, wenn wir uns auf Jesus einlassen.

Und das ist unser aller Berufung.

Sie verwirklichen und damit unser Leben hell machen können wir zum einen besonders durch das Gebet.

Gott sagt „Ja“ zu uns Menschen, zu jeder und jedem einzelnen. Wir haben es zu Weihnachten in der Menschwerdung Gottes gefeiert.

Und Beten heißt nichts anderes, als dieses Ja zu erwidern, unsererseits Ja zu sagen zu Gott – Maria lässt uns erkennen, was das heißt, angefangen bei der Verkündigung der Geburt Jesu durch den Engel.

Ich meine, das ist der Kern eines marianisch geprägten Lebens, wie es für Sie als Sodalen, als Mitglieder der Marianischen Männerkongregation besonders bedeutsam ist:

Sich bewusst machen im Blick auf Maria: Gott sagt Ja zu dieser Welt, sagt Ja zu meinem Leben – und meine Antwort kann nur mein Ja zu ihm sein. So wie hier und jetzt in dieser Heilige Messe.

Doch nicht allein durch das Gebet verwirklichen wir unsere Berufung als Kinder Gottes. Auch das wird am Vorbild Marias deutlich.

Mit den Worten von Kardinal Walter Kasper, einem bekannten Theologen:

Maria lehrt uns auch die „Kunst der Liebe“, der „wahren Liebe“, nicht einer „Liebelei“. Sie zeigt sich darin, „dass wir nicht bloß um unsere eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Interessen kreisen, sozusagen immerfort nur Prozessionen um unser eigenes liebes Ich machen[1], sondern uns öffnen für den Nächsten.

Was das konkret heißen kann, hat uns schon der Prophet Jesaja ins Stammbuch geschrieben. Mit den einleitenden Worten der heutigen ersten Lesung, die vor weit über zweitausend Jahren verfasst wurden und in unserer Zeit nicht minder aktuell sind:

Brich dem Hungrigen dein Brot,

nimm obdachlose Arme ins Haus auf,

und entziehe dich nicht deiner Verwandtschaft.

Dann wird dein Licht hervorbrechen wie das Morgenrot...“

Liebe Schwestern und Brüder,

so können auch wir zum Licht der Welt werden,

Das hilft, alle Energiekrisen zu bestehen, und da meine ich jetzt auch die im eigenen Leben, die Momente, wo uns manchmal die Kraft ausgeht.

Gerade in diesen krisenreichen Zeiten in der Welt, die Kirche hier explizit eingeschlossen – da gilt es, aus diesen marianischen Energiequellen geduldig und beständig zu schöpfen:

Gebet UND Hinwendung zum Nächsten,

auf dass wir wirklich Salz der Erde werden, den Geschmack der Hoffnung und Warmherzigkeit in diese Welt bringen.

So werden wir den Mitmenschen, wie es der kürzlich verstorbene Papst Benedikt einmal formuliert hat, „Licht von seinem Licht werden“, vom Licht Jesu Christi. Und damit Orientierung finden und schenken in allen Dunkelheiten.

Benedikt XVI. hat diese Einsicht in eine kurzes, an Maria gerichtetes Gebet münden lassen, mit dem ich schließen möchte. Nicht, dass Sie am Ende hier im Dom wegen einer zu langen Predigt doch noch das Frieren anfangen:

Maria, bleibe du „inmitten der Jünger deines Sohnes als ihre Mutter,

als Mutter der Hoffnung.

Heilige Maria, Mutter Gottes, unsere Mutter,

lehre uns mit dir glauben und hoffen und lieben.

Zeige uns den Weg zu seinem Reich,

Stern des Meeres, leuchte uns und führe uns auf unserem Weg![2],

Amen.

 

[1] Kasper, Walter Kardinal, Wer glaubt, zittert nicht. Ermutigungen zum Leben, Freiburg 2009, 265.

[2] Papst Benedikt XVI., Spe Salvi, Enzyklika, www.vatican.va/content/benedict-xvi/de/encyclicals/documents/hf_ben-xvi_enc_20071130_spe-salvI [04.02.2023, 15:00 Uhr].